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Das Lippe Bad: Energieeffizienz auf den Punkt gebracht – und transparent gemacht.

Die Bädergesellschaft Lünen hat am 9. September 2011 nach 2 Jahren Bauzeit das erste öffentliche Hallenbad eröffnet, das als Umwelt-Innovationsprojekt mit Konzepten der Passivhaustechnologie realisiert wurde. Mit diesem Ansatz sind erhebliche Einsparungen an Energie, Wasser, Abwasser und den damit verbundenen Umweltbelastungen möglich.

In einem integrierten Planungsprozess über alle Gewerke wurde die erstmalige Realisierung eines öffentlichen Passivhaus-Hallenbades vorbereitet. Damit wird Energieeffizienz und nachhaltige Entwicklung auf den Punkt gebracht. Zielgerichtet werden im Lippe Bad innovative Lösungsansätze zur thermischen Hülle und der zum Einsatz kommenden Haustechnik zusätzlich um best-practice-Technologien für die im System „Hallenbad“ erforderliche Verfahrenstechnik ergänzt.

Die vielfältigen Bausteine des Innovationsprojekts und die darüber zu erschließenden Einsparungen werden nachhaltig dazu beitragen können, eine zukunftsgerechte Versorgung der Bürger/innen mit Hallenwasserflächen abzusichern.

Dieses Innovationsprojekt wurde Dank der fördernden Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (mwme.nrw) und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) möglich.

Dem Projekt liegt eine solide Voruntersuchung zugrunde. Diese wurde mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gemeinsam mit dem Passivhaus Institut, Darmstadt erarbeitet. Der daraus hervorgegangene Bericht „Grundlagenuntersuchung der bauphysikalischen und technischen Bedingungen zur Umsetzung des Passivhauskonzepts im öffentlichen Hallenbad“ ist seit September 2009 über:

http://www.passiv.de/downloads/05_hallenbad.pdf kostenfrei verfügbar.

Ergänzend ist ein weiterer Bericht zum Projekt Lippe Bad mit dem Titel „Integrale Planung für die Realisierung eines öffentlichen Hallenbades mit Konzepten der Passivhaustechnologie“ ebenfalls kostenfrei verfügbar unter:

Die einhergehenden Betriebs- und Nutzungsbedingungen wurden zur Vorbereitung eines BMU-Abschlussberichtes über ein detailliertes, langfristiges Monitoring im Betrieb ermittelt. Damit werden messtechnisch festgestellte Werte zu den einzelnen Verbrauchspfaden transparent gemacht. Die Ergebnisse sind in einem Monitoringbericht des Passivhaus Instituts, Darmstadt dargestellt. Dieser Bericht ist auch kostenfrei verfügbar unter:

Bausteine des Lippe Bades

Hülle des Bauwerks

Für alle Hüllflächen wurden passivhaustaugliche Dämmmaßnahmen realisiert. Eine erhöhte Anforderung besteht in der konsequenten Vermeidung von Wärmebrücken. Die U-Werte der transparenten Flächen (spezielle Dreifachverglasung) betragen um 0,7 W/(m²*K), die der sonstigen Wand-, Boden- und Deckenflächen maximal 0,12 W/(m²*K).
Es wurden nicht nur Neubauaufgaben bearbeitet, sondern auch die Aufgaben der Sanierung auf Passivhausqualität, weil das ehemalige Fernheizwerk der Stadtwerke Lünen (Baujahr 1968) im Gesamtkomplex weitergenutzt wird (25 % der Grundrissfläche, Einbau eines Schwimmerbeckens). Mit der Einbindung eines ehemaligen Fernheizwerkes in den Neubau Lippe Bad wird demonstriert, dass die auch aus ökologischen Gründen würdige Aufarbeitung von qualitätsvoller Altsubstanz auf Passivstandard möglich ist.

Lüftung

Angepasste Systeme der mechanischen Belüftung, über Blower-Door-Tests geprüfte Luftdichtheit zur Qualitätssicherung, Luftwechselregelung nach Bedarf, Reduzierung von Druckverlusten, Einsatz hocheffizienter Ventilatoren und Technologien zur Wärmerückgewinnung.

Badewasseraufbereitung, Wasser sparende Duschen und Toilettenspülungen, Abwassermanagement

Zur Badewasseraufbereitung wird das Ultrafiltrationsverfahren genutzt. Die Hydraulik und die Pumpensysteme wurden optimiert. Das Rückspülwasser wird zur weiteren Nutzung aufbereitet. Es kommen ausschließlich Wasser sparende Duschen sowie WC- und Urinal-Spülsysteme zum Einsatz. Niederschlagwasser und das gesondert aufbereitete Rückspülwasser werden aufgrund der Lagegunst direkt in die Lippe eingeleitet.

Tageslichtnutzung und Beleuchtung

Berechnung und konstruktive Optimierung der transparenten Flächen in Richtung solarer Gewinne und Reduzierung des Energiebedarfs für künstliche Beleuchtung (Tageslichtsimulation). Die Beleuchtung wird über hochwertige, effiziente Leuchtmittel sowie deren Bedarfssteuerung bewerkstelligt.

Energieversorgung

Generell wird Kreislauf gebundene Wärmerückgewinnung gegenüber weiter extern zugeführter Energie favorisiert. Es wurden Photovoltaikanlagen mit 110 kW Spitzenleistung aufgebaut.
Die Strom- und Wärmeversorgung wird über die gekoppelte Erzeugung mittels Blockheizkraftwerk (BHKW) bewerkstelligt. Das BHKW wird mit Biogas betrieben. Zur weiteren Effizienzsteigerung wird die Abgaskondensationswärme des BHKW zur Beckenwassererwärmung genutzt (Brennwerttechnik). Für die Absicherung der Versorgungssicherheit und zur Bedarfsdeckung bei Leistungsspitzen ist das Passivhallenbad an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Lünen angebunden.

Behaglichkeit und Akustikqualität

Die Behaglichkeit in einem Hallenbad wird von zahlreichen Faktoren bestimmt. Die höheren inneren Oberflächentemperaturen im Passivhallenbad fördern die Behaglichkeit für die Nutzer. Die Raumgestaltung und die wahrnehmbare Hygiene sind weiter wichtige Faktoren. Die Qualität der Raumakustik ist ebenso mitbestimmend für das Wohlbefinden der Nutzer (niedrige Nachhallzeit, Vermeidung von Flatterechos). Diesem Anforderungsprofil wurde mit innovativer Konzeption und besonderen Gestaltungselementen begegnet.

Maximale Barrierefreiheit

Der generelle Zuschnitt und die gesamte Raumgestaltung wurden mit dem Ziel entwickelt, höchstmögliche Integration gehandicapter Nutzer zu erreichen (universal design).

Materialqualitäten, Reinigungs- und Betriebskonzept

Alle zum Einsatz kommenden Ausbaumaterialien wurden gemäß eines ganzheitlichen Reinigungs- und Betriebskonzeptes gewählt. Alle zur Ausführung kommenden Systeme und Konfigurationen wurden nach den Grundsätzen der Arbeitsphysiologie und der Arbeitssicherheit für das Betriebspersonal geprüft.

Überzeugen Sie sich selbst – wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Technische Details zu den Photovoltaikanlagen

Wechselrichter 5 x SMA Tripower 17000TL, 2 x SMA Tripower 10000TL
Photovoltaikmodule 471 Module a 230 W , ET-Solar P660-230Wp
Gesamtleistung 108 kWpTechnische Details
Wechselrichter 2 x SMA Tripower 10000TL
Photovoltaikmodule 84 Module a 235 W , ET-Solar P660-235Wp
Gesamtleistung 19,7 kWp


An dieser Stelle sei allen Firmen und herausragenden Fachleuten des integrierten Planungsteams gedankt, die mit umfassendem Fachwissen, Ideenreichtum und Engagement dieses Innovationsprojekt unterstützt haben:

Architektur Architekten nps tchoban voss, Hamburg
Projektsteuerung Constrata Ingenieur-Gesellschaft mbH, Bielefeld
Passivhaus-Projektierung und allgemeine Bauphysik Passivhaus-Institut, Darmstadt
Technische Gebäudeausrüstung und Schwimmbadtechnik ENERATIO Ingenieurbüro für rationellen Energieeinsatz GbR, Hamburg
Tragwerksplanung und Statik Ostermann Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Lünen
Brandschutz und Prüfstatik Ingenieur Sozietät Schürmann-Kindmann und Partner, Dortmund
Raumakustik Buchholz Ingenieurbüro für Akustik und Lärm-Immissionsschutz, Hagen
Bodengutachter Firchow & Melchers, Lünen
Erschließungsplanung Stapelmann & Bramey AG, Schalksmühle
Ausschreibung und Bauleitung HW Ingenieur Consult GmbH, Grafschaft-Ringen
Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (SiGeKo) U. Szech, Lünen

Ihr Ansprechpartner

Dr. Gerd Koch
02306 / 707-324
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